Sesam auf einer kleinen Holzschaufel © Colourbox Foto: Sea Wave

Gift im Samen: Rückruf-Welle bei Produkten mit Sesam

Sendedatum: 25.01.2021 20:15 Uhr

Seit Ende Oktober wurden 28 Mal Sesam-Produkte wegen verbotener Ethylenoxid-Rückstände zurückgerufen. Das Gas wird vermutlich zur Salmonellen-Bekämpfung eingesetzt und ist krebserzeugend.

von Claudius Maintz

Seit 1981 ist Ethylenoxid in Deutschland im Lebensmittelbereich verboten. Taucht es dennoch zum Beispiel im Sesam auf, ist dieser nicht mehr verkehrsfähig und muss vom Markt genommen werden. "Da Ethylenoxid erbgutverändernd und krebserzeugend ist, sind Rückstände in Lebensmitteln unerwünscht", schreibt das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) in einer aktuellen Stellungnahme. Auch die EU stuft das farblose und hochentzündliche Gas als krebserzeugend und erbgutverändernd ein und verbietet es als Pflanzenschutzmittel.

28 Rückrufe von Produkten mit Sesam seit Ende Oktober

Dennoch haben Lebensmittelkontrolleure seit Ende Oktober 2020 bisher 28 Mal Rückstände von Ethylenoxid in Sesamprodukten wie Knäckebrot, Knabbergebäck, Tahin-Paste oder Müsli gefunden. Mit Folgen: die betroffenen Produkte mussten zurückgerufen werden.

Tausendfache Überschreitung des Grenzwertes

Besonders auffällig bei zufälligen Lebensmitteleinfuhrkontrollen im Spätsommer 2020 war Rohsesam aus Indien. Hier wurde teilweise die 1.000-fache Menge des gesetzlichen Rückstandshöchstgehalts gemessen. Die EU-Kommission in Brüssel verhängte daher am 22. Oktober 2020 eine Kontrollpflicht für jede zweite Charge Rohsesam aus Indien, die in der EU ankommt. Jede Lieferung muss zudem den Prüfbericht eines Labors enthalten. Dieser muss bescheinigen, dass kein Ethylenoxid im Sesam ist. Fehlt der Bericht oder finden europäische Behörden bei der Einfuhr in die EU das Pestizid, wird die Ware vernichtet oder zurückgeschickt.

Ethylenoxid vermutlich gegen Salmonellen eingesetzt

Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) hat ebenfalls Sesam auf Ethylenoxid und andere Pestizide untersucht - hauptsächlich aus dem Großhandel und dem weiterverarbeitenden Gewerbe. Das Ergebnis: Die Hälfte der Proben war belastet, vor allem mit Ethylenoxid.

Das CVUA vermutet, dass mit dem Pestizid Salmonellen bekämpft werden sollen, die vorher verstärkt im Sesam gefunden wurden. Eingesetzt würde das Gas zum Beispiel noch in Lagerhäusern in Indien oder Afrika. Die Folge: Die Darmbakterien sind weitgehend verschwunden, dafür steckt nun reichlich Chemie im Sesam.

Mehr Schutz durch Bioprodukte

Zwar waren von den aktuellen Rückrufen auch Bio-Produkte betroffen, doch das CVUA rät dennoch zu Sesam aus ökologischem Anbau. In diesen würden 100 bis 200 Mal weniger Pestizide stecken, als in den konventionell produzierten Sesam-Erzeugnissen.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 25.01.2021 | 20:15 Uhr

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